Selma Selman

Selma Selman setzt sich in ihren Zeichnungen, Gemälden, Performances und Multimedia-Installationen für den Schutz des weiblichen Körpers und die kollektive Selbstemanzipation unterdrückter Frauen ein. Ihre persönlichen Erfahrungen sind der Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeiten.

Selma Selman (geboren 1991 in Bihac/BA) schloss ihr Kunststudium 2014 mit einem Bachelor in Malerei an der Universität Banja Luka ab. Das Studium an der Syracuse University im US-Bundesstaat New York beendete sie 2018 mit dem Master of Fine Arts/Transmedia, Visual and Performing Arts. In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich für den Schutz und die Emanzipation des weiblichen Körpers ein und möchte mit einem vielschichtigen Ansatz zur kollektiven Selbstemanzipation unterdrückter Frauen beitragen. Ihre Suche nach einem funktionalen und modernen politischen Widerstand resultiert aus ihren persönlichen Erfahrungen mit unterschiedlichsten Formen der Unterdrückung. Selman ist Gründerin der Organisation Get The Heck To School, mit der sie gesellschaftlich und durch Armut ausgegrenzte Roma-Mädchen unterstützt. Selman lebt in Bosnien und Herzegowina, in den USA und an verschiedenen Orten in Europa.

Selmans Arbeiten wurden unter anderem an folgenden Orten ausgestellt: Kunsthalle Wien, Wien/AT (2020); L’Onde Center for Art, Paris/FR (2020); 58. Biennale Venedig, Venedig/IT (2019); Queens Museum, New York/US (2019); Villa Romana, Florenz/IT (2019); The Creative Time Summit, Miami/US (2018); 3. Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin/DE (2017); acb Gallery, Budapest/HU (2017); agnès b. Galerie Boutique, New York/US (2017); Good Children Gallery, New Orleans/US (2016); Kunstquartier Bethanien, Berlin/DE (2016); Museum of Contemporary Art, Banja Luka/BA (2014).

Nachfolgende Arbeiten der Künstlerin werden in der Ausstellung EVROVIZION.CROSSING STORIES AND SPACES gezeigt:

Viva La Vida, Video-Performance, 10 Min., Bihać/BA, 2017.
© Selma Selman

Die Video-Performance Viva La Vida zeigt die frontal sitzende Künstlerin Selma Selman vor dem Hintergrund eines herabhängenden Teppichs. Ein Tableau vivant. Sehr bedacht weidet sie eine Wassermelone mit den Fingern aus, isst das Fruchtfleisch und trinkt den Saft. Ihr Blick ist stets auf den Betrachter gerichtet. Selmans Selbstinszenierung und die Inszenierung der Kulisse beinhalten eine Vielzahl von Symbolen. Deutet das Kleid, das sie trägt, auf ihre Roma-Herkunft hin, verweist das ethnologische Muster des Teppichs auf das traditionelle, vorwiegend von Frauen betriebene Handwerk des Webens auf dem Balkan. Das Prinzip der Fruchtbarkeit und Weiblichkeit wird mit der Wassermelone assoziiert. Teppich und Kleid spiegeln Tradition, Identität und Herkunft. Trotz dieser Bezüge vermittelt das Werk kein klassisch traditionelles Frauenbild. Vielmehr suggeriert der Akt des Ausweidens eine gewisse Brutalität, Stärke, Provokation und Emanzipation, die durch die Präsenz der Künstlerin verstärkt werden.

*Do Not Be Like Me, Poster-Fotografie, Kunstdruck, Farbe, Größe variabel, Bihać/BA, 2019.**
© Selma Selman

Die Arbeit Do Not Be Like Me zeigt ein Porträt Selma Selmans und ihrer Mutter. Seit ihrer Kindheit hörte Selman immer wieder den Satz „Do Not be like me“. Ihre Mutter, geboren 1967, wurde im Alter von dreizehn Jahren im Rahmen einer traditionell arrangierten Roma-Ehe verheiratet. Als Ehefrau und Mutter hatte sie weder eine normale Kindheit noch die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Das Porträt zeigt die physische Ähnlichkeit von Mutter und Tochter, deren beider Leben jedoch nicht unterschiedlicher hätte verlaufen können. Den Rat ihrer Mutter befolgend, erhält die Tochter die Bildung, die der Mutter verwehrt wurde. Sie hat studiert, ist sowohl eine international arbeitende Künstlerin als auch Lehrerin und führt ein selbstbestimmtes Leben. Mit ihren Zeichnungen, Gemälden, Performances und Multimedia-Installationen setzt sie sich für den Schutz des weiblichen Körpers und die kollektive Selbstemanzipation unterdrückter Frauen ein.

You Have No Idea, Video-Performance, Ton, 30 Min., Kunstquartier Bethanien, Berlin/DE, 2016.
© Selma Selman

In der Video-Performance You Have No Idea wiederholt Selma Selman dreißig Minuten lang permanent den Satz „Du hast keine Ahnung“. Sie schreit bis zur Ohnmacht. Sie inszeniert sie die Performance in Form eines Mantras und verweist somit subtil auf die Diskriminierung der Minderheiten und den daraus resultierenden Umgang mit Demütigungen und Vorurteilen. Die Arbeit hat jedoch nicht die Intention anzuklagen. Im Vordergrund steht vielmehr die Schaffung eines Bewusstseins für andere und fremde Lebensrealitäten. Selman nimmt ihre Herkunft und Lebensgeschichte als Ausgangspunkt, um auf Missstände und die Bildung von Stereotypen aufmerksam zu machen. Sie beleuchtet unter anderem die Stigmatisierung des Roma-Volkes allgemein, aber auch die Tradition der arrangierten Kinderehen und das traditionelle Frauenbild in der Gemeinschaft der Roma. Sowohl kollektive als auch individuelle Innen- und Außenwahrnehmungen werden in ihren Arbeiten thematisiert und sichtbar gemacht.

Das Video entstand während der Performanceaufführung im Studio 1 im Kunstquartier Bethanien in Berlin, die im Rahmen der Ausstellung Hero Mother stattfand.

Die Arbeiten sind Teil der ifa-Kunstkollektion.

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Werke

  • Viva la Vida
  • You Have No Idea
  • Don't Be Like Me
  • Vi nemate pojma Sarajevo
  • Vi nemate pojma
  • Selma Selman, Installation in Sarajevo
  • Don't Be Like Me / Sarajevo

#Evrovizion