Ivana Ivković
Ivana Ivković erlangte vor allem dadurch internationale Anerkennung, dass sie in ihren Zeichnungen, Performances und ortsspezifischen Arbeiten mit dem berüchtigten klassischen Rollenbild von Männern und Frauen bricht. Identität und geschlechtsspezifische Erfahrungen spielen in ihrer Arbeit eine zentrale Rolle.
Ivana Ivković (geboren 1979 in Belgrad/RS) absolvierte ein Master-Studium mit Schwerpunkt Zeichnen an der Fakultät für Bildende Künste in Belgrad. Seit 2002 realisierte sie mehrere Einzelausstellungen in Serbien, Österreich, Deutschland, Italien, Spanien, den USA, Dänemark, der Türkei, Kanada und Indien und nahm an vielen Gruppenausstellungen weltweit teil. Ivković war dreimal in der Endauswahl für den renommierten Politika-Preis für die beste Ausstellung. Darüber hinaus war sie Stipendiatin von KulturKontakt Austria in Wien/AT, von Residency Unlimited in New York/US (2008), der Casa dell’ Arte im türkischen Bodrum/TR (2012), von Les Gens Heureux in Kopenhagen/DK (2013), der Stadt Linz/AT (2014), des Art-Residency-Programms in Beirut/LB (2015) und Vollstipendiatin von Can Serrat in Barcelona/ES (2016). Ihre Arbeiten befinden sich in den Sammlungen des Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad/RS, des October Salon in Belgrad/RS, der Wiener Städtische Collection of Contemporary Art in Wien/AT, der Telenor Collection of Serbian Contemporary Art in Belgrad/RS, des Belgrader Stadtmuseum und nicht zuletzt in verschiedenen Privatsammlungen in New York/US, Basel/CH und Berlin/DE. Ivana Ivković lebt und arbeitet in Belgrad/RS.
Nachfolgende Arbeit des Künstlers wird in der Ausstellung EVROVIZION.CROSSING STORIES AND SPACES gezeigt:
MONUMENT: NO ONE IS LOST, Videoperformance und Installation – Gerüst,
3-Kanal-Video, 20 Min., Ton, Farbe, Novi Sad/RS, 2021.
Regie Ivana Ivković
Kamera Ivan Zupanc
Schnitt Vladan Obradović
© Ivana Ivković
MONUMENT: NO ONE IS LOST von Ivana Ivković ist eine Fortführung der von der Künstlerin vor einigen Jahren initiierten multimedialen Recherche, anhand der sie performative Tableaux vivants innerhalb spezifischer Kontexte und an bestimmten Orten schafft. Fragen der Identität und Geschlechterstereotype spielen in Ivkovićs Arbeit eine große Rolle, wobei sie den nackten und/oder halbnackten männlichen Körper als performatives Instrument und Medium besonderer Sensibilität und Sinnlichkeit einsetzt. Ivkovićs Arbeiten sind stets auf die Erfahrungen ihrer Betrachter, auf deren emotionale und psychologische Wahrnehmung von Umgebungen und Ereignissen ausgerichtet.
MONUMENT: NO ONE IS LOST setzt sich kritisch mit dem Prozess der Dekonstruktion und Rekonstruktion von Geschlechterrollen auseinander und beleuchtet dabei die politische, ethische und symbolische Reflexion von biopolitischer weiblicher Wahrnehmung. Eine größere Gruppe männlicher Darsteller zeigt im Museum für zeitgenössische Kunst der Vojvodina mit minimaler Choreografie eine weiterentwickelte Szene des Jüngsten Gericht – eine Dekonstruktion dieser biblischen Szene, die das unmittelbare Momentum danach nachstellt. Was geschieht als Nächstes? Nach jeder Revolution entsteht ein neuer Himmel, doch was macht das Individuum in diesem Raum der neu eroberten und erworbenen Freiheit? Was genau hinterlässt der Prozess der Dekonstruktion alter Überzeugungen? Diese Arbeit thematisiert die Angst vor dem Unbekannten, die Selbstwahrnehmung durch die Begegnung mit anderen und hinterfragt, was geschieht, wenn wir das andere verstanden haben – bei allen Herausforderungen, die sich durch Akzeptanz und ein Leben in Freiheit stellen.
Diese Arbeit ist Teil der ifa-Kunstsammlung.
MONUMENT: THE SCHOOL OF ATHENS
Einmalige Performance
Freitag, 28. April 2023 um 19:00 Uhr
Goethe-Institut Athen
Text: Jordan Cvetanović
Die neue ortsgebundene Performance MONUMENT: THE SCHOOL OF ATHENS der Künstlerin Ivana Ivković ist Teil von MONUMENT: NO ONE IS LOST, einer Serie von delegierten Performances, die für das mehrjährige Ausstellungsprojekt EVROVIZION. CROSSING STORIES AND SPACES des ifa (Instituts für Auslandsbeziehungen) konzipiert wurde. Die Serie erkundet die Beziehung zwischen dem menschlichen (männlichen) Körper, Identität und dem spezifischen Kontext des Ortes. Dabei erfolgen Überlegungen zur heutigen Zeit, zu ihrem (post-)apokalyptischen Wesen und dem Gefühl, dass die Welt, wie wir sie kennen, zu Ende geht. Gleichzeitig wird hinterfragt, ob es Raum für bestimmte neue Optionen und Entscheidungen gibt, die vom Individuum abhängig sind. Der wechselseitige Blick zwischen den entblößten männlichen Körpern in Formation auf der einen Seite und dem Publikum auf der anderen Seite wirkt wie ein Spiegel, der verschiedene Themen, historische Ebenen, Vorurteile und unterschiedliche gesellschaftliche Tabus reflektiert.
Ausgangsmetapher der Performance in Athen, die auch als visueller und ideologischer Bezugspunkt dient, ist Raffaels Werk Die Schule von Athen, ein Fresko, das im Vatikanpalast in Rom zu finden ist. In seiner komplexen Allegorie auf das säkulare Wissen und die Philosophie zeigt Raffael eine Szene mit wichtigen Vertretern der antiken und klassischen Philosophie, Wissenschaft und Kunst, die inmitten einer prächtigen, von der griechischen Antike inspirierten Architektur ihren Überlegungen nachgehen und debattieren. Die Performance MONUMENT: THE SCHOOL OF ATHENS greift die Mehrdeutigkeit des Freskos auf. Die dargestellten Werte der westlichen Zivilisation, die in antiken Vorstellungen verwurzelt sind und durch Renaissance und Humanismus neu belebt wurden, werden mit unserer gegenwärtigen Welt in Verbindung gebracht, die von völliger Erschöpfung und zahlreichen ökologischen, ethischen und politischen Krisen geprägt ist. Von der humanistischen Vision des Gemäldes inspiriert, ruft die Performance zur Auseinandersetzung mit diesen Themen auf. Sie ist zudem eine Einladung zum Austausch und Dialog über die Probleme und Dilemmas, mit denen wir als Menschen heute konfrontiert sind. Fragen zur griechischen Identität und zum Bild des antiken Griechenlands werden beleuchtet. Dabei wird auf zwei unterschiedliche Narrative, die bisweilen auseinanderdriften, verwiesen: So trifft historisch und gegenwärtig eine von außen, vom Westen erzeugte und genährte Erzählung auf eine in der griechischen Gesellschaft existierende Geschichte.
Die ungefähr zweistündige Performance MONUMENT: THE SCHOOL OF ATHENS findet im Amphitheater des Goethe-Instituts Athen statt. Mit Ausnahme von drei Schauspieler:innen aus Belgrad/RS kommen alle Darsteller:innen aus Athen.
Die künstlerische Arbeit wurde vom ifa (Instituts für Auslandsbeziehungen) beauftragt.