Emilija Škarnulytė
Emilija Škarnulytė befasst sich in ihren Filmen und immersiven Videoinstallationen mit „Tiefenzeit“ und unsichtbaren Strukturen – von kosmischen und geologischen bis hin zu ökologischen und politischen. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen dem Dokumentarischen und dem Imaginären.
Emilija Škarnulytė (geboren 1987 in Vilnius/LT) studierte von 2007 bis 2010 an der Kunstakademie Mailand und absolvierte von 2012 bis 2013 ein Masterstudium an der Kunstakademie im norwegischen Tromsø. Škarnulytės Arbeiten bewegen sich zwischen dem Dokumentarischen und dem Imaginären. In ihren Filmen und immersiven Installationen befasst sie sich mit „Tiefenzeit“ und unsichtbaren Strukturen der kosmischen, geologischen, ökologischen und politischen Art. So berührt ihre blinde Großmutter auf einem Videostill sanft die verwitterte Statue eines sowjetischen Diktators, während bei einem anderen Projekt ein von außerweltlicher Architektur geprägter Kosmos von Neutrinodetektoren und Collidern vermessen wird. An anderer Stelle schwimmen posthumane Spezies durch Unterseetunnel oberhalb des Polarkreises und kriechen durch tektonische Verwerfungen einer nahöstlichen Wüste. Škarnulytė ist Gewinnerin des Future Generation Art Prize 2019 und Gründerin von Polar Film Lab, einem im norwegischen Tromsø ansässigen Kollektiv, das sich mit Analogfilmmethoden beschäftigt. Sie ist Teil des Künstlerduos New Mineral Collective, das vor kurzem mit einer Arbeit für die erste Biennale im kanadischen Toronto beauftragt wurde. Škarnulytė führt ein Nomadenleben.
Škarnulytės Arbeiten wurden unter anderem an folgenden Orten ausgestellt: PinchukArtCentre, Kiew/UA (2019); Tromsø Kunstforening, Tromsø/NO (2019); Serpentine Galleries, London/UK (2019); XXII Triennale di Milano, Mailand/IT (2019); Ballroom Marfa, Marfa/US (2018); Kadist Foundation, Paris/FR (2018); The Riga International Biennial of Contemporary Art (RIBOCA), Riga/LV (2018); Architekturbiennale Venedig, Venedig/IT (2018); Künstlerhaus Bethanien, Berlin/DE (2017); Seoul Museum of Art (SEMA), Seoul/KR (2013).
Nachfolgende Arbeit der Künstlerin wird in der Ausstellung EVROVIZION.CROSSING STORIES AND SPACES gezeigt:
Sirenomelia, Video, HD, 12 Min., Farbe, Ton, Ålesund/NO, 2018.
Regie und Performance: Emilija Škarnulytė
© Emilija Škarnulytė
Emilija Škarnulytės Videoarbeit Sirenomelia wurde oberhalb des Polarkreises in Norwegen gedreht. Das Video zeigt zunächst eine vorbeiziehende Eislandschaft mit einer monumentalen Satellitenschüssel. In weiteren Sequenzen schwimmt die Künstlerin als Meerjungfrau durch die verwaiste unterirdische Anlage von Olavsvern – einem ehemaligen U-Boot-Bunker der NATO und der norwegischen Marine – sowie durch die oberirdische Anlage einer geodätischen Forschungseinrichtung in Ny-Ålesund, Spitzbergen.
Der Titel Sirenomelia bezieht sich auf das Meerjungfrauensyndrom, eine sehr seltene angeborene Fehlbildung, bei der die Beine ab dem Becken abwärts zusammengewachsen sind. Die zu sehende Meerjungfrau erscheint somit nicht nur als ein rein mythologisches Wesen, sondern vielmehr als ein menschlich-mythologischer Mischling. Sie erkundet unter anderem verwaiste Orte, die zur Zeit des Kalten Krieges zwischen den Westmächten und dem Ostblock eine zentrale Bedeutung hatten. Škarnulytė entwirft hier ein futuristisches Szenario, das Elemente der Mythologie, Vergangenheit und Zukunft vermischt und in dem Dokumentation und Imagination fließend ineinander übergehen.
Diese Arbeit ist Teil der ifa-Kunstkollektion.