Nurtane Karagil

Nurtane Karagil setzt sich auf vielfältige Weise mit dem sozio-politischen Umfeld der Insel Zypern auseinander – ein Aspekt, der den Großteil ihrer künstlerischen Arbeit prägt. Mithilfe unterschiedlichster Medien wie Malerei, Illustration, Skulptur, Video und Fotografie thematisiert sie die Kraft von Erinnerung, Träumen und surrealen Fantasien im Kontrast zu alltäglichen Lebensrealitäten.

Nurtane Karagil (geb. 1989 in Famagusta/CY) studierte Bildende Kunst an der Hacettepe-Universität und absolvierte ihren Master an der University of Brighton. Sie setzt sich auf vielfältige Weise mit dem sozio-politischen Umfeld der Insel Zypern auseinander – ein Aspekt, der den Großteil ihrer künstlerischen Arbeit prägt. Mithilfe unterschiedlicher Medien wie Malerei, Illustration, Skulptur, Video und Fotografie thematisiert sie die Kraft von Erinnerung, Träumen und surrealen Fantasien im Kontrast zu alltäglichen Lebensrealitäten. Durch diesen Kontrast lädt sie die Betrachter:innen in eine unheimliche Zone ein, in der die Ränder der Wirklichkeit schärfer in Erscheinung treten.

Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen in Tschechien, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Nordirland, Griechenland, der Türkei und Zypern gezeigt. Sie arbeitet mit lokalen und internationalen NGOs zusammen, um Workshops oder Lehrpläne mit einem Fokus auf Ökologie und Menschenrechte zu entwickeln. Derzeit ist sie als Dozentin für Kunst an der Eastern Mediterranean University in Famagusta, Zypern, tätig. Karagil lebt und arbeitet in Famagusta.

Folgendes Kunstwerk wird im Rahmen des Projekts EVROVIZION.CROSSING STORIES AND SPACES gezeigt:

Say Hello to the Grey Zones, Wandcollage, Mixed Media, variable Maße, Famagusta/Zypern, 2023
© Nurtane Karagil

In ihrer raumgreifenden Wandinstallation Say Hello to the Grey Zones versammelt Nurtane Karagil Zeichnungen, Fotografien, Skizzen, Notizen und Karten zu einem vielstimmigen persönlichen Archiv. Die Arbeit entstand in und über Famagusta – eine Stadt, die im Kontext der Zypernkonflikte seit Jahrzehnten zwischen Sichtbarkeit und Auslöschung schwankt. Karagils Sammlung ist dabei nicht systematisch oder abgeschlossen, sondern offen, wachsend, verletzlich – wie ein Wandtagebuch, das Gefühle archiviert.

Die Elemente der Collage erinnern an eine kindlich-popkulturelle Bildsprache, nutzen grelle Farben, Handschrift, Witz und Wiederholung – und schlagen gleichzeitig einen ernsten Ton an. Mit Humor, Ironie und erzählerischer Offenheit reflektiert Karagil Themen wie Grenzziehung, Unsichtbarkeit, Machtverhältnisse und Zugehörigkeit. Die „Grey Zones“, auf die sich der Titel bezieht, sind nicht nur geopolitische, sondern auch emotionale Zwischenräume – Orte des Ungewissen, der Übergänge, des Wartens.

Die Wand wird so zum Archiv des Alltags im Ausnahmezustand, zur Protestfläche, zum Erinnerungsort und zur intimen Selbstvergewisserung. Karagil verhandelt ihre Position als Künstlerin in einem geteilten Land mit poetischer Klarheit – und lädt das Publikum dazu ein, sich in dieser offenen, fragmentierten Bildwelt zurechtzufinden, eigene Bezüge zu entdecken und sich der Komplexität der Gegenwart mit Neugier und Empathie zu nähern.

#Evrovizion